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Was andere sagen und was ich heraushöre

Ich stehe an der Kasse beim Wocheneinkauf. Das kleine Lieblingskind sitzt im Wagen und strampelt fröhlich mit den Beinchen. Das große Lieblingskind legt die Waren aus dem Kinder-Einkaufswagen auf das Band. Bei dem Anblick bin ich richtig stolz auf mich – Lage unter Kontrolle!

Doch dann plumst die Packung Nudeln auf den Boden, das große Lieblingskind möchte doch etwas anderes aussuchen und das kleine Lieblingskind wird quakig, weil es gerne im Tragetuch kuscheln will.Tief durchatmen, Mama, du schaffst das schon! Eine Dame mittleren Alters spricht mich an:

“Kann ich vielleicht helfen?”

Sie sagt das ganz freundlich und ruhig. Und trotzdem fühle ich mich, als wäre es eine Kritik. Als sähe ich so aus, als hätte ich die Lage nicht im Griff, als wäre ich überfordert. Mein (übertriebener?) Ehrgeiz meldet sich zu Wort:” Nein, Danke! Alles gut!”, erwidere ich leicht gehetzt, aber möglichst freundlich.Tatsächlich kann ich das kleine Lieblingskind kurze Zeit später trösten, finde mit dem großen irgendwie eine Lösung und befördere die Nudelpackung auf das Band zurück.

Situation gemeistert!

Auf dem Rückweg mit dem Auto nach Hause komme ich ins Grübeln. Warum habe ich so reagiert? Warum habe ich die nett gemeinte Hilfe reflexartig abgelehnt? Kinder auf ihrem Start ins Leben zu begleiten, ist wunderbar, aber auch eine Aufgabe, die es in sich hat. Warum meinen wir Mamas so oft, (nach außen hin) alles perfekt meistern zu müssen? Immer alles im Griff, kein Kind mault, keine Strähne verrutscht, alles läuft!

Aber so ist es doch oft nicht und was ist falsch daran, freundlich angebotene Hilfe anzunehmen?

Das nächste Mal lächle ich der Dame freundlich zu und frage, ob sie mir bitte die Nudelpackung aufheben könnte, während ich mir das kleine Lieblingskind unter den Arm klemme und hinter dem großen herhechte.