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Das Einhorn Günther

Ich sitze bei meinen Eltern auf dem Sofa. Meine beiden zauberhaften Kindern toben mit ihren Großeltern durch den Garten. Auf meiner ToDo-Liste steht “Babidu-Geschichte für zauberFaden ‘Einhorn’ schreiben”. Doch irgendwie will es nicht “fließen”. Ich habe keine Idee und ich tue mich schwer, anzufangen. Aber die Aufgabe ist zu erledigen und ich habe geplant, die Geschichte bereits heute Abend zu drucken. Also tippe ich los. 

……

Am Abend sitze ich mit dem Lieblingspapa auf dem Sofa und erzähle ihm davon. “Und? Hast du eine Geschichte geschrieben?”, fragt er. “Ja”, nicke ich und muss loslachen. Verwirrt schaut er mich an: “Willst du sie mir vorlesen?”

Ich beginne, muss aber immer wieder unterbrechen, weil ich lachen muss. Ich habe noch nie eine so merkwürdige Babidu-Geschichte geschrieben!

Bald muss auch der Lieblingspapa lachen. Am Ende der Geschichte stellt er fest: “Die Geschichte ist lustig, aber DIE kannst du niemals in eine zauberZeit-Box legen. Das bist nicht du, das ist nicht dein Stil.” 

Und er hat recht! Ich habe nur unter Druck geschrieben, nicht aus dem Herzen heraus. Was ich getan habe, um voran zu kommen, hat im Endeffekt nur Zeit gekostet.

Ein paar Tage später kommt mir doch noch eine Idee für die Geschichte – beim Ausflug mit meinen Kindern in den Tierpark. Ganz plötzlich und einfach so. 

Am Abend schreibe ich die Geschichte in einem Rutsch in 45min fertig. Es wird eine meiner Lieblingsgeschichten!

Kreativität kann man nicht erzwingen, sie kommt zu einem, wenn man am wenigsten mit ihr rechnet.

Und die Geschichte des Einhorns Günther, die niemals in eine zauberFaden-Box kommen wird, kommt nun hier:

Der Traumkatalog

Es ist schon spät. Der Mond scheint hell auf die Lichtung, auf der Babidus Blätter-Zwergenhaus steht. Ein leiser Wind lässt die Äste tanzen und zaubert Schattenmuster auf das weiche Moos am Boden.

Stille liegt über dem Wald, in dem Babidu und seine Freunde Mausi, Fuchsi und Uhu wohnen. Alle schlafen. 

Oder doch nicht? Eine dunkelrote Kerze brennt auf dem Nachttisch des kleinen Zwerges Babidu. Er liegt in seinem Bett, die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen. Seine knubbeligen Zwergenfüße schauen unten hinaus. Babidu zieht sie an den Körper heran und blickt mit müden Augen hoch zur Zimmerdecke. Er kann einfach nicht einschlafen.

Er wälzt sich auf die linke Seite, dreht sich auf die rechte Seite. Als er sich schließlich auf den Bauch legt, rutscht auch noch seine Bettdecke hinunter und fällt auf den Boden. Babidu setzt sich auf. Nun ist er richtig wach.

Wie schön es doch wäre, mit einem wunderschönen Traum einzuschlafen… Babidu schließt die Augen und denkt ganz fest an einen schönen Traum. “Bitte, bitte, schenk’ mir einen schönen Traum!”, wünscht er sich. 

Als Babidu die Augen wieder aufschlägt, bleibt ihm vor Überraschung der Atem weg: Mitten in seinem Wohnzimmer leuchtet ein goldenes, rundes Licht. Mitten auf seinem blauen Teppich vor dem Sofa. Glitzernde Funken in Regenbogenfarben sprühen in alle Richtungen. Der ganze Raum ist erhellt.

“Babidu!”, ein leises Flüstern scheint direkt aus dem warmen Licht zu kommen. Der kleine Zwerg schaut nun ganz genau hin: Langsam ist ein goldenes Tor zu erkennen. Es öffnet sich und ein strahlend weißes Wesen tritt in Babidus Wohnzimmer. Mit staunenden Augen betrachtet Babidu es: Eine bunte, weiche Mähne, ein samtiges Fell und auf der Stirn… ein goldglänzendes Horn! Ein Einhorn. Ein ECHTES Einhorn! Zwei liebe, dunkle Augen schauen den kleinen Zwerg an. “Hallo Babidu”, schnaubt das Einhorn freundlich. “Du hast dir einen ganz besonderen Traum gewünscht?” Babidu hat es die Sprache verschlagen. Zögernd nickt er. “Schön dich kennen zu lernen. Mein Name ist Günther. Heute bin ich für Traumwünsche zuständig”, erzählt das Einhorn gut gelaunt. “Such’ dir einfach einen Traum aus meinem Katalog aus und träume los!”

Das Einhorn Günther dreht sich zu dem Tor aus Licht und streckt den Kopf hindurch. “Wo ist er denn nur?”, murmelt es. “Gerade hatte ich ihn doch noch…” Babidu ist noch immer wie erstarrt und blickt auf den hin- und herwackelnden Einhorn-Po.

“Hmpf”, schnaubt das Einhorn und dreht sich zu dem kleinen Zwerg um. “Der Katalog ist weg!”, gibt das Einhorn Günther zerknirscht zu. Babidu kratzt sich am Kopf: “Soll ich ihn für dich suchen?”, fragt er. “Das wäre wunderbar!”, strahlt das Einhorn da. “Es ist ein rotes Buch mit einer hellblauen Traumwolke darauf.”

Kannst Du Babidu helfen, das Buch zu finden?

// HIER KÄME NUN EIN RÄTSEL //

“Wunderbar!”, freut sich das Einhorn, als Babdiu das Buch entdeckt und es Günther mit einem strahlenden Lächeln überreicht. Mit dem rechten, vorderen Huf schlägt das Einhorn vorsichtig die erste Seite auf. Und, welchen Traum möchtest du gern?”

Babidu blättert setzt sich auf den Fußboden und blättert in dem schweren, wertvollen Buch. Immer wenn er eine Seite umschlägt, knistert es geheimnisvoll und kleine, goldene Funken sprühen umher. “Den da!”, ruft Babidu plötzlich und zeigt auf eine Seite. “Gute Wahl!”, bestätigt Günther. Sein goldenes Horn beginnt zu leuchten, das Licht breitet sich aus und hüllt Babidu ein. Ein warmes, weiches Gefühl umhüllt ihn, hebt ihn sanft hoch und trägt ihn zu seinem gemütlichen Zwergenbettchen. Der kleine Zwerg kuschelt sich in seine gestreiften Kissen und schließt die Augen. Wenige Augenblicke später träumt er davon, wie er gemeinsam mit seinen Freunden ein zauberhaftes Abenteuer erlebt. Denn das macht er am allerliebsten!